Ford Capri – Die Sport-Coupé-Ikone als E-Crossover?

Capri – dieser Name weckt bei Automobil-Enthusiasten sofort Bilder von langgestreckten Motorhauben, knackigen Heckantrieben und dem Traum vom erschwinglichen europäischen Sportwagen. Nun holt Ford diese Legende zurück, doch der Kontext könnte kaum unterschiedlicher sein. Der neue Ford Capri des Jahres 2026 ist kein flaches Coupé mehr, sondern ein schnittiges, rein elektrisches Crossover-SUV. Er teilt sich zwar die technische Basis mit dem pragmatischen Ford Explorer EV – also die MEB-Plattform von Volkswagen – doch seine Mission ist eine völlig andere. Er soll nicht praktisch sein, sondern begehrenswert. Kann diese Transformation einer Ikone gelingen? Ist der neue Capri mehr als nur ein VW ID.5 mit Ford-Logo?

Design: Eine Hommage mit Kompromissen

Das Design ist der wichtigste Differenzierungsfaktor des Capri. Die Frontpartie mit ihren aggressiv gezeichneten Scheinwerfern und dem schwarzen “Visor”-Element zitiert Fords aktuelle Designsprache. Die entscheidende Veränderung findet ab der B-Säule statt: Das Dach fällt in einer eleganten, fließenden Linie nach hinten ab und mündet in einem markanten Heck mit einem angedeuteten “Entenbürzel”-Spoiler – eine klare Hommage an den originalen Capri.

Das Ergebnis ist ein optisch deutlich dynamischeres und gestreckteres Fahrzeug als sein Schwestermodell Explorer. Er wirkt flacher, sportlicher und emotionaler.

Der Ingenieur-Kompromiss: Die Coupé-Form hat ihren Preis. Während das Design gewinnt, leidet die Praktikabilität. Die Kopffreiheit im Fond ist für Passagiere über 1,85 Meter spürbar eingeschränkt, und das maximale Ladevolumen ist geringer als beim kastenförmigen Explorer. Zudem ist die Sicht durch das schmale, flache Heckfenster stark limitiert. Man gewinnt Stil, opfert aber Nutzwert.

Antrieb und Fahrdynamik: Bekannte MEB-Tugenden

Da der Capri auf der MEB-Plattform basiert, sind die Antriebskomponenten bekannt und bewährt. Er wird voraussichtlich mit den gleichen Konfigurationen wie der Explorer angeboten: eine heckgetriebene Version mit 210 kW (286 PS) und eine Allrad-Version mit 250 kW (340 PS). Die Energie liefert der bekannte 77-kWh-Akku (netto).

Technische DatenFord Capri (77 kWh RWD)Ford Capri (77 kWh AWD)
Akkukapazität (netto)77 kWh77 kWh
Max. Ladeleistung (DC)ca. 135 kWca. 185 kW
Ladezeit 10-80% (DC)ca. 28 minca. 26 min
Reichweite (WLTP, ca.)bis 600 kmbis 550 km
Leistung210 kW / 286 PS250 kW / 340 PS
0-100 km/h (ca.)6,4 s5,3 s

Ford ist bekannt für exzellente Fahrwerksabstimmungen. Es ist zu erwarten, dass der Capri eine nochmals sportlichere und direktere Abstimmung von Lenkung und Dämpfern erhalten wird als der bereits straff abgestimmte Explorer. Das Ziel ist es, das Versprechen des sportlichen Namens auch fahrdynamisch einzulösen und sich klar vom komfortorientierten VW ID.5 abzugrenzen.

Reichweite und Laden: Effizient dank Aerodynamik

Die flachere Coupé-Form dürfte dem Capri einen leichten aerodynamischen Vorteil gegenüber dem Explorer verschaffen. Die WLTP-Reichweite für das reichweitenstärkste Heckantriebs-Modell wird bei rund 600 Kilometern erwartet. Im realen Alltagsbetrieb sind bei gemischter Fahrweise etwa 480 bis 500 Kilometer realistisch.

Bei der Ladeleistung bleibt es beim MEB-Standard. Die Allrad-Version wird mit bis zu 185 kW laden können, was einen Stopp von 10 auf 80 Prozent in rund 26 Minuten ermöglicht. Das ist ein solider, aber kein marktführender Wert.

Tipp von Alex Wind: Der Innenraum des Capri wird sich stark am Explorer orientieren, inklusive des riesigen, verstellbaren 14,6-Zoll-Touchscreens und der cleveren “MegaConsole”. Erwarten Sie jedoch sportlichere Akzente wie Sportsitze mit stärkerem Seitenhalt und möglicherweise ein unten abgeflachtes Lenkrad, um den Coupé-Charakter zu unterstreichen.

Fazit: Eine emotionale Alternative im Einheitsbrei

Der neue elektrische Ford Capri ist ein cleverer Schachzug. Ford nutzt die emotionale Kraft eines legendären Namens, um ein an sich rationales Plattform-Auto begehrenswert zu machen. Er ist die Antwort für all jene Kunden, denen die etablierten E-SUV-Coupés des VW-Konzerns zu nüchtern und austauschbar erscheinen.

Er wird nicht das praktischste oder am schnellsten ladende Auto seiner Klasse sein. Seine Stärken liegen im emotionalen Design und einer voraussichtlich sehr gelungenen, sportlichen Fahrwerksabstimmung. Er tritt an, um das “Fahrerauto” unter den elektrischen Familien-Crossovern zu sein. Wenn es Ford gelingt, diesem Versprechen gerecht zu werden, hat die Wiedergeburt der Ikone – auch wenn sie nun höhergelegt und familientauglich ist – eine echte Erfolgschance.

Ford Capri

Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von Voltfokus.de und Chefredakteur des Mediennetzwerks, zu dem auch HH-AUTO gehört. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit Spezialisierung auf alternative Antriebe und Batterietechnologie bringt er über 10 Jahre Branchenerfahrung in seine Analysen ein. Bei Voltfokus.de teilt er seine Expertise in fundierten Tests, Ratgebern und technischen Berichten rund um die Elektromobilität.