Jahrelang hat Tesla mit dem Model 3 das Segment der elektrischen Mittelklasse-Limousinen nach Belieben dominiert. Effizienz, Software und ein unschlagbares Ladenetz bildeten eine Festung, an der sich die deutsche Konkurrenz die Zähne ausbiss. Doch 2026 startet Mercedes-Benz zum Gegenangriff, und die Waffe dafür ist der neue, rein elektrische CLA. Dies ist nicht einfach nur ein weiteres E-Auto mit Stern. Er ist der Erstgeborene einer völlig neuen Generation, der erste Wagen auf der radikal auf Effizienz getrimmten MMA-Plattform und der direkte technologische Erbe des Rekord-Prototypen VISION EQXX. Die Botschaft aus Stuttgart ist unmissverständlich: Die Zeit der Kompromisse ist vorbei. Kann dieser Technologieträger das Model 3 wirklich herausfordern?
Die MMA-Plattform: Das Beste aus beiden Welten?
Im Gegensatz zu früheren Elektro-Modellen von Mercedes, die entweder auf reinen Verbrenner-Plattformen (EQA/EQB) oder schweren reinen E-Plattformen (EQE/EQS) basierten, ist die neue Mercedes-Benz Modular Architecture (MMA) ein “Electric First”-Ansatz. Das bedeutet, die Plattform wurde primär für den E-Antrieb entwickelt, um maximale Effizienz und Packaging-Vorteile zu erzielen, behält sich aber theoretisch die Option für einen Verbrennungsmotor vor. Für den elektrischen CLA bedeutet dies einen flachen Innenraumboden, potenziell einen Frunk und eine optimale Integration der Batterie – Vorteile, die bisher nur reine E-Plattformen wie die von Tesla boten.
Der Effizienz-Champion? Das technologische Erbe des VISION EQXX
Das erklärte Ziel für den elektrischen CLA ist nichts Geringeres als die Technologieführerschaft in Sachen Effizienz. Mercedes transferiert hierfür Schlüsseltechnologien aus dem revolutionären VISION EQXX, der über 1.000 Kilometer mit einer Akkuladung schaffte, direkt in die Serie.
Der Antrieb: Benchmark mit 12 kWh/100 km?
Herzstück ist eine komplett neu entwickelte, extrem kompakte und effiziente Antriebseinheit, die Motor, Getriebe und Leistungselektronik vereint. In Kombination mit einer ausgefeilten Aerodynamik und Leichtbau-Maßnahmen peilt Mercedes einen Durchschnittsverbrauch von nur 12 kWh auf 100 Kilometer an. Das wäre ein neuer Maßstab in dieser Klasse und würde die Betriebskosten auf ein Minimum senken.
Batterie und Laden: 800 Volt für die Kompaktklasse
Auch der CLA wird auf eine 800-Volt-Architektur setzen. Dies ermöglicht extrem schnelle Ladezeiten. Prognosen gehen davon aus, dass in nur 15 Minuten Strom für bis zu 400 Kilometer nachgeladen werden kann – ein Wert, der die Langstreckentauglichkeit neu definiert. In Kombination mit der anvisierten Effizienz könnte selbst eine Batterie mit moderater Größe (ca. 80-85 kWh) eine WLTP-Reichweite von über 750 Kilometern ermöglichen.
Design und Interieur: Ein Hauch von Luxus im Tesla-Segment
Das Design des Serienmodells wird sich eng an der Studie “Concept CLA Class” orientieren: eine extrem flache, coupé-artige Silhouette mit einem langen Radstand und kurzen Überhängen. Der Fokus liegt klar auf der Aerodynamik, um das Effizienz-Versprechen einzulösen.
Im Innenraum wird der E-CLA den Kampf gegen Teslas Minimalismus mit gewohntem Mercedes-Luxus aufnehmen. Statt eines einzelnen Quermonitors wird ein “M-BUX Superscreen” erwartet, der sich fast über die gesamte Breite des Armaturenbretts erstreckt. Gesteuert wird alles über das ebenfalls neue Betriebssystem MB.OS, das eine noch tiefere Integration von Fahrzeugfunktionen, Navigation und Entertainment verspricht. Die Materialqualität und Verarbeitungsanmutung dürften, wie von Mercedes gewohnt, den Standard in der Klasse setzen.
Der direkte Gegner: Wie schlägt sich der E-CLA gegen das Model 3?
Der Angriff auf den Throninhaber ist klar definiert. Ein erster prognostischer Vergleich zeigt die unterschiedlichen Philosophien:
| Eigenschaft | Mercedes E-CLA (Prognose) | Tesla Model 3 Long Range |
| Plattform | MMA (Electric First) | Dedizierte E-Plattform |
| Effizienz-Ziel (WLTP) | ca. 12 kWh/100 km | ca. 14 kWh/100 km |
| Reichweite (WLTP) | bis zu 750 km | bis zu 629 km |
| Ladeleistung (DC, Peak) | ca. 250 kW | ca. 250 kW |
| Architektur | 800 Volt | 400 Volt |
| Interieur-Konzept | Digitaler Luxus (Superscreen) | Radikaler Minimalismus |
| Preis (Prognose) | ab ca. 55.000 € | ab ca. 51.990 € |
Tipp von Alex Wind: Der entscheidende Vorteil für Mercedes könnte die Wahlmöglichkeit bei der Batteriechemie sein. Es wird erwartet, dass das Einstiegsmodell eine günstigere und robuste LFP-Batterie erhalten wird, während die reichweitenstarken Topmodelle auf eine neue Anoden-Chemie mit Silizium-Anteil für maximale Energiedichte setzen. Das würde eine breitere Preis- und Reichweitenspanne ermöglichen, als Tesla sie derzeit anbietet.
Fazit: Ein potenzieller Game-Changer für Mercedes
Noch sind nicht alle Details final bestätigt, doch die Stoßrichtung ist klar: Der elektrische Mercedes CLA ist der mit Abstand ernsthafteste und technologisch am besten fundierte Angriff auf die Vormachtstellung des Tesla Model 3. Mercedes konzentriert sich auf die Kernkompetenz von Tesla – die Effizienz – und will diese sogar übertreffen, während man gleichzeitig die traditionellen Stärken wie Luxus, Qualität und Design in die Waagschale wirft.
Der Ingenieur-Kompromiss: Der Preis wird voraussichtlich über dem des Model 3 liegen. Mercedes wettet darauf, dass die Kunden bereit sind, für eine spürbar höhere Verarbeitungsqualität, ein luxuriöseres Interieur und die potenziell bahnbrechende Effizienz einen Aufpreis zu zahlen. Wenn Stuttgart dieses Versprechen einlösen kann, hat der elektrische CLA das Potenzial, nicht nur ein Erfolg zu werden, sondern die Kräfteverhältnisse in der elektrischen Mittelklasse neu zu ordnen.












