MINI Aceman – Der elektrische Crossover für die Stadt

Die Marke MINI steht seit jeher für Gokart-Fahrspaß, ikonisches Design und einen urbanen Lifestyle. Mit dem rein elektrischen Aceman fügt MINI nun ein völlig neues Kapitel hinzu. Positioniert als fünftüriger Crossover zwischen dem klassischen 3-türigen Cooper und dem großen Countryman, soll der Aceman die Lücke für all jene füllen, denen der Cooper zu klein und der Countryman zu sehr SUV ist. Er ist der Versuch, die agilen Tugenden eines Kleinwagens mit der erhöhten Sitzposition und der größeren Variabilität eines Crossovers zu verbinden. Ist diese Mischung gelungen? Wir haben den MINI Aceman in der Top-Version SE im Test.

Design und Konzept: Unverkennbar MINI, aber erwachsener

Der Aceman überträgt die neue, reduzierte Designsprache von MINI, “Charismatic Simplicity” genannt, auf das Crossover-Format. Der achteckige, geschlossene Grill, die großen, runden LED-Scheinwerfer mit anpassbaren Lichtsignaturen und die aufrechten “Union Jack”-Rückleuchten lassen keinen Zweifel an der Markenzugehörigkeit. Mit einer Länge von 4,08 Metern ist er kaum länger als ein Kleinwagen wie der Opel Corsa, wirkt aber durch seine kantigen Radhäuser und die athletische Schulterpartie deutlich präsenter und robuster. Er ist der perfekte Kompromiss für die Stadt: kompakt genug für enge Parklücken, aber mit genug Statur, um sich im Verkehr zu behaupten.

Digitales Herz: Das runde OLED-Display und die Experience Modes

Das Interieur wird von einem einzigen, spektakulären Element dominiert: einem kreisrunden, hauchdünnen OLED-Display mit 24 cm Durchmesser in der Mitte des Armaturenbretts. Es vereint Tacho, Navigation, Medien und alle Fahrzeugeinstellungen. Darunter befindet sich eine klassische MINI-Kippschalterleiste für die wichtigsten Direktzugriffe wie Parkbremse, Gangwahl und die “Experience Modes”.

Diese “Experience Modes” sind das digitale Herzstück des Aceman. Per Schalter wechselt nicht nur die Grafik auf dem Display, sondern auch die Ambientebeleuchtung und sogar Lichtprojektionen, die vom Armaturenbrett auf die textilen Türverkleidungen geworfen werden. Im “Go-Kart Mode” wird alles rot, die Gaspedalkennlinie direkter und ein synthetischer Antriebssound zugeschaltet. Im “Relax Mode” dominieren beruhigende Blau- und Grüntöne.

Der Ingenieur-Kompromiss: Dieses radikal auf ein zentrales Display fokussierte Konzept ist optisch beeindruckend, hat aber ergonomische Nachteile. Es gibt kein Display oder Head-up-Display direkt im Blickfeld des Fahrers. Der Blick muss immer leicht zur Mitte wandern, um die Geschwindigkeit abzulesen. Zudem ist die Menüführung des runden Displays teilweise verschachtelt und erfordert Eingewöhnung. Man gewinnt ein einzigartiges, emotionales Ambiente, opfert aber die intuitive Ablesbarkeit eines klassischen Cockpits.

Antrieb und Reichweite: Gebaut für die Stadt

Der Aceman ist ausschließlich elektrisch erhältlich und teilt sich die Technik mit dem elektrischen MINI Cooper. Zur Wahl stehen zwei Versionen:

Technische DatenAceman EAceman SE
Akkukapazität (netto)38,5 kWh49,2 kWh
Max. Ladeleistung (DC)75 kW95 kW
Ladezeit 10-80% (DC)ca. 28 minca. 31 min
Reichweite (WLTP)bis 309 kmbis 405 km
Leistung135 kW / 184 PS160 kW / 218 PS
0-100 km/h7,9 s7,1 s

Wir haben die stärkere SE-Version getestet. Die Leistung von 218 PS sorgt für das MINI-typische, spritzige “Gokart-Feeling”. Der Antritt ist agil, die Lenkung direkt und das Fahrwerk sehr straff abgestimmt – vielleicht eine Spur zu straff für schlechte Straßen, wo es zum Stuckern neigt.

Die WLTP-Reichweite von bis zu 405 km ist für ein Stadtauto vielversprechend. Im ADAC Ecotest erzielte der Aceman SE einen guten Durchschnittsverbrauch von 15,5 kWh/100 km, was einer realistischen Reichweite von rund 365 Kilometern im gemischten Betrieb entspricht. Im reinen Winterbetrieb auf der Autobahn sollte man jedoch eher mit rund 205 Kilometern kalkulieren. Die DC-Ladeleistung von maximal 95 kW ist im Wettbewerbsumfeld eher unterdurchschnittlich, aber für die Akkugröße ausreichend, um in rund 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent zu laden.

Praktikabilität: Der entscheidende Vorteil gegenüber dem Cooper

Mit fünf Türen, einer höheren Sitzposition und mehr Platz im Fond ist der Aceman der deutlich praktischere MINI für den Alltag. Erwachsene können hinten besser sitzen als im 3-Türer, auch wenn die Kopf- und Beinfreiheit für große Personen weiterhin knapp bemessen ist. Der Kofferraum fasst 300 Liter, was für den Wocheneinkauf ausreicht. Klappt man die Rückbank um, erweitert sich das Volumen auf bis zu 1.005 Liter. Das ist nicht riesig, aber ein klares Upgrade gegenüber dem Cooper und für ein Auto dieser Kompaktklasse ein solider Wert.

Fazit: Der stylische Allrounder für die urbane Nische

Der MINI Aceman schließt erfolgreich die Lücke in der Modellpalette. Er ist die perfekte Wahl für alle, denen der klassische MINI Cooper zu unpraktisch, aber der große Countryman schon zu sehr SUV ist. Er kombiniert das unverkennbare MINI-Design und den agilen Fahrspaß mit einem Plus an Alltagstauglichkeit.

Sein innovatives, aber gewöhnungsbedürftiges Bedienkonzept und die eher für die Stadt als für die Langstrecke ausgelegte Ladeleistung sind die größten Kompromisse. Doch für seine Zielgruppe – designorientierte Stadtmenschen, die ein emotionales, hochwertiges und praktisches Elektroauto suchen – ist der Aceman ein extrem attraktives und fast konkurrenzloses Angebot. Er ist kein reines Vernunftauto, sondern ein Statement.

MINI Aceman

Author: Alex Wind
Alex Wind ist Gründer von Voltfokus.de und Chefredakteur des Mediennetzwerks, zu dem auch HH-AUTO gehört. Als studierter Fahrzeugtechniker (FH Esslingen) mit Spezialisierung auf alternative Antriebe und Batterietechnologie bringt er über 10 Jahre Branchenerfahrung in seine Analysen ein. Bei Voltfokus.de teilt er seine Expertise in fundierten Tests, Ratgebern und technischen Berichten rund um die Elektromobilität.