In einer Welt, in der elektrische SUVs zunehmend zu aerodynamisch optimierten Crossovern für den urbanen Dschungel werden, schwimmt eine Marke konsequent gegen den Strom: INEOS. Nach dem puristischen Geländewagen Grenadier, der die Lücke des originalen Land Rover Defender füllte, präsentieren die Briten nun ihren ersten elektrischen Geländewagen – den Fusilier. Doch anstatt ein weiteres weichgespültes E-SUV zu bauen, verspricht INEOS, die kompromisslose Offroad-DNA der Marke in die elektrische Zukunft zu übertragen. Das faszinierendste Detail ist jedoch die Ankündigung von zwei Antriebsvarianten: einer rein batterieelektrischen Version und einer Variante mit einem Range Extender.
Das Konzept: Ein echter Geländewagen, nur kleiner
Der Fusilier ist optisch sofort als kleiner Bruder des Grenadier zu erkennen. Er teilt dessen kantige, funktionale Formensprache, ist aber kürzer und niedriger, um eine bessere Aerodynamik und Agilität zu gewährleisten. Anders als der Grenadier mit seinem Leiterrahmen basiert der Fusilier jedoch auf einer modernen, maßgeschneiderten Skateboard-Plattform aus Stahl. Die Batterie des koreanischen Zulieferers Samsung ist flach im Unterboden integriert, was für einen niedrigen Schwerpunkt sorgt.
Die Entwicklung findet in enger Zusammenarbeit mit dem österreichischen Engineering-Spezialisten Magna Steyr statt, der bereits für die Entwicklung und Produktion des Grenadier verantwortlich war. Dies bürgt für eine hohe technische Qualität und Robustheit.
Der Antrieb: Zwei Wege zur elektrischen Freiheit
INEOS plant für den Fusilier, der voraussichtlich 2027 auf den Markt kommt, zwei Antriebsoptionen, um den unterschiedlichen Anforderungen von E-Auto-Fahrern gerecht zu werden. Beide Versionen nutzen einen Dual-Motor-Allradantrieb mit je einem Motor pro Achse, um eine optimale Traktionskontrolle im Gelände zu gewährleisten.
1. Die rein batterieelektrische Version (BEV)
Dies ist die Basisversion für Kunden, die Zugang zu einer verlässlichen Ladeinfrastruktur haben. Das erklärte Ziel für diese Variante ist eine WLTP-Reichweite von rund 400 Kilometern. Dies ist ein solider, aber kein rekordverdächtiger Wert, der dem Fokus auf Robustheit und Geländegängigkeit anstatt auf maximale aerodynamische Effizienz geschuldet ist.
2. Die Range-Extender-Version (REx)
Dies ist die technologisch interessanteste und für die Zielgruppe der Abenteurer wichtigste Variante. Hier wird die rein elektrische Plattform um einen kleinen Benzinmotor ergänzt. Dieser Motor hat keine mechanische Verbindung zu den Rädern, sondern fungiert ausschließlich als Generator, um die Batterie während der Fahrt aufzuladen oder mit Strom zu versorgen, wenn keine Ladesäule in der Nähe ist.
Der Ingenieur-Kompromiss ist hier genial und pragmatisch: Man erhält ein primär elektrisches Fahrerlebnis mit allen Vorteilen (leise, hohes Drehmoment), eliminiert aber die größte Schwäche des E-Antriebs in entlegenen Gebieten – die Reichweitenangst. Man gewinnt absolute Unabhängigkeit von der Ladeinfrastruktur, opfert dafür aber die rein emissionsfreie Fahrt auf langen Touren und muss wieder einen fossilen Brennstoff an Bord nehmen.
Was wir erwarten können: Fokus auf mechanische Robustheit
Obwohl INEOS noch keine detaillierten technischen Daten zu den Offroad-Systemen veröffentlicht hat, lässt die Philosophie der Marke klare Rückschlüsse zu. Es ist davon auszugehen, dass der Fusilier, anders als viele Lifestyle-SUVs, über ernstzunehmende Geländetechnik verfügen wird. Dazu gehören wahrscheinlich:
- Eine aufwendige Einzelradaufhängung mit langen Federwegen.
- Intelligente Allradsteuerung mit virtuellen Differenzialsperren (über Bremseingriffe).
- Eine robuste Unterbodenverkleidung zum Schutz der Batterie.
Fazit: Die konsequente Elektrifizierung einer Nische
Der INEOS Fusilier ist einer der spannendsten Ausblicke auf die Zukunft des elektrischen Fahrens abseits befestigter Straßen. Er versucht nicht, ein “Everybody’s Darling” zu sein. Stattdessen überträgt er die Markenwerte von Robustheit und Nutzwert konsequent in die E-Welt.
Besonders die Range-Extender-Version ist eine intelligente Antwort auf die realen Bedürfnisse von Abenteurern, Förstern oder Tierärzten, die in Regionen mit schlechter Ladeinfrastruktur unterwegs sind. Sie könnte die Brücke schlagen, die notwendig ist, um auch die skeptischsten Offroad-Enthusiasten von den Vorteilen des E-Antriebs zu überzeugen. Der Fusilier ist kein Auto für die Masse, aber er könnte das perfekte Auto für eine anspruchsvolle und wichtige Nische werden.
